Donnerstag, 13. Juni 2019

Pflanzenjauchen

Pflanzenjauchen werden als Dünger und zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Sie werden kalt angesetzt und vergoren. Jauchen muss man daher auf Vorrat ansetzen, damit man sie hat, wenn man sie braucht. Wenn es schnell gehen muss, kommen Brühen, Tees und Kaltauszüge oder fertige Konzentrate aus dem Fachhandel in Frage.

Grundrezept: Pflanzenmaterial frisch oder getrocknet in eine Tonne geben, mit kaltem Wasser aufgießen (ideal: Regenwasser), lose abdecken und 2 bis 3 Wochen stehen lassen, wobei gelegentlich umgerührt wird. Nach wenigen Tagen (von der Temperatur abhängig) beginnt die Mischung zu gären (Bläschen steigen auf). Der Deckel soll verhindern, dass Vögel oder andere kleine Tiere in der Tonne ertrinken, aber es soll Luft rein können. Ideal wäre also ein Gitter.  Je nach Anwendung wird frische (= gärende) oder abgestandene Jauche verwendet.

Blätter und dünne Stängel zerfallen beim Gären, dickere Stängel nicht. Man erleichtert sich das spätere Hantieren mit der Jauche, wenn man die Pflanzen vorab zerkleinert.

Die Reste aus dem Jauchekübel kann man auf den Kompost geben oder im Herbst auf die abgeernteten Beete verteilen.

Vor allem in der Gärphase können Pflanzenjauchen unangenehm riechen. Man stelle die Tonnen daher vorzugsweise nicht neben den Sitzplatz und nicht unter Nachbars Fenster :)


Brennesseljauche (gärend): 1 kg frisches oder 800 g getrocknetes Kraut in 50 l Wasser; 4 Tage stehen lassen. Verwendung: Als Spritzmittel gegen Blattläuse und Spinnmilben, 1:50 verdünnt.

Brennesseljauche (ausgegoren):  Ein Gefäß zu 3/4 mit Brennesseln locker anfüllen, mit Wasser bis einige Zentimeter unter den Rand auffüllen. Die Jauche beginnt nach ein bis zwei Tagen zu gären und ist nach 14 Tagen (bei kühler Witterung länger) ausgegoren und gebrauchsfertig. Verwendung: Als Dünger.
  • Zur Stärkung und Kräftigung der Pflanzen: Wöchentlich einmal über alle Kulturen sprühen, am besten nach einem Regen; Konzentration: 1:50. 
  • Zur Ernährung der Pflanzen: Jauche um die Pflanzen im Wurzelbereich gießen, morgens bei feuchter Erde, etwa alle 14 Tage; Konzentration: 1:20. Pflanzen die in den nächsten 3-4 Wochen geerntet werden, erhalten keine Düngung mehr. 
  • Zum Angießen von Setzlingen: Brennesseljauche mit Schachtelhalmjauche mischen (1:1) und 1:20 verdünnt verwenden. 
  • Zur Bodenverbesserung im Frühjahr unverdünnt oder leicht verdünnt über Boden oder Kompost gießen. Übrig gebliebene Brennesseljauche kann man im Winter im Garten stehen lassen und im Frühjahr vor der Aussaat auf die Beete verteilen.

Ackerschachtelhalmjauche: 1 kg getrocknete oder 10 kg frische Ackerschachtelhalmwedel in 100 l Wasser ansetzen, täglich umrühren, etwa 3 Wochen stehen lassen, abseihen. Verwendung:  Vorbeugend gegen Pilzkrankheiten aller Art, z.B. Mehltau, Rost, Blattfleckenkrankheiten, Schorf, Kraut- und Knollenfäule, Monilia, Kräuselkrankheit bei Pfirsichbäumen, gegen Spinnmilben, Lauchmotte.
Ackerschachtelhalmpräparate gibt es auch fertig im Gartenfachhandel. (Achtung: unterschiedliche Verdünnungsangaben bei verschiedenen Herstellern)

Eichenblätterjauche: 1 kg frische Eichenblätter oder 150 g getrocknete Blätter in 10 l kaltes Wasser, gelegentlich umrühren, 2-3 Wochen stehen lassen. Verwendung: 1:10 verdünnt, gegen fast alle fressenden und saugenden Insekten, auch gegen Ameisen. 

Farnkrautjauche: 5 kg frisches oder 500 g getrocknetes Farnkraut in 10 l Wasser verjauchen lassen. Verwendung: Unverdünnt im Winter, sonst 1:5 verdünnt gegen Rost, fressende und saugende Insekten, gegen Schnecken, behebt Kalimangel.

Rhabarberblätterjauche: 1 kg frische oder 150 g getrocknete Blätter in 10 l kaltes Wasser geben, 2-3 Wochen stehen lassen, gelegentlich umrühren. Verwendugn: 1:5 bis 1:10 verdünnt gegen Läuse, Raupen und die Larven verschiedener anderer Schädlinge; zum Schutz vor Schnecken unverdünnt um die Pflanzen gießen.

Wermutjauche: 300 g frisches oder 30 g getrocknetes Kraut in 10 l Wasser verjauchen lassen. Verwendung: Unverdünnt gegen Ameisen, Raupen, Läuse, Säulenrost an Johannisbeeren.

Zwiebelschalenjauche: 500 g Zwiebelschalen in 5 l Wasser ansetzen, 5-7 Tage stehen lassen. Verwendung: 1:10 bis 1:20 verdünnt gegen Grauschimmel an Erdbeeren, Blattfallkrankheit an Beerensträuchern, zur Vorbeugung der Kraut- und Knollenfäule an Erdäpfeln, zum Fernhalten von Möhrenfliegen.

Pflanzenjauche als Dünger: Neben Brennesseln kann man auch viele andere Pflanzen und Pflanzenteile zu Düngerjauche vergären, zB Beinwell, Fenchel- und Kamillenabfälle, Kohlblätter, Rote-Rübenblätter, Rasenschnitt und Gartenunkräuter. Faustregel: 1 kg frische oder 100-200 g getrocknete Pflanzen je 10 l Wasser: Die vergorene Jauche wird stets 1:20 verdünnt.

Tipps zu Gefäßen: Für kleine Gärten und Experimente mit diversen Jauchen und Brühen reichen einfache 10 Liter Kübel aus dem Baumarkt (gibt es auch mit Deckel). Ansonsten eignen sich alle sauberen Kunststofftonnen, Holzfässer, Keramikbehälter, derer man habhaft wird (und die voll gefüllt nicht zu schwer werden!). Metallbehälter sind in der Regel ungeeignet, da Metalle mit den Jauchen reagieren können. Edelstahlbehälter, z.B. aus dem Laborbedarf, wären wahrscheinlich geeignet, aber zu kostspielig. Die fertige Jauche kann man in Plastikkanister, z.B. vom Putzmitteln oder Essigflaschen umfüllen, wenn sie nicht zügig verbraucht wird. (Mit wasserfestem Folienstift/Overheadstift beschriften.)

Quellen: Christa Weinrich OSB. Geheimnisse aus dem Klostergarten, Stuttgart, 2011.
Christa Weinrich, OSB, Biologisch gärtnern, Wien, 2010.

Weitere Tipps: http://www.biozac.de/biozac/biogart/jauchen.htm (Freundeskreis Botanischer Garten Aachen e.V.)
http://www.holzl.de/Biogarten/Jauchen.htm (Jeanette Hölzl)



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